ADS bei Erwachsenen – Wie ich mit AD(H)S trotzdem ein Buch lese

ADS ist in aller Munde, jedoch wird dieser Begriff, auch als ADHS ausgewiesen, oft einseitig auf Kinder angewendet. Wer wie ich als Erwachsener davon betroffen ist, weiß, dass ADS keineswegs ein Syndrom ist, das nur auf „zappelige“ Kinder zutrifft. Bei Erwachsenen nimmt ADS nur zivilisiertere Formen an, ist aber vom Inneren her betrachtet genauso gravierend wie die Krankheit bei Kindern.

ADS bei Erwachsenen, davon hörte ich erst vor einigen Jahren, musste mich aber der Tatsache stellen, dass es auf mich zutrifft. ADS oder ADHS setzt sich aus den Elementen „Attention deficit (hyperactivity) syndrome“ zusammen. Diese Sammlung von Kennzeichen kann sich auf viele Erscheinungsweisen beziehen. Bei mir handelt es sich um das völlige Fehlen von Konzentrationsfähigkeit. Mein bessere Hälfte sagt immer, ich soll den Fernseher auslassen, während ich lese und ins Laptop gucke. Aber ohne Fernseher fehlt mir was, wäre es mir zu ruhig und zu langweilig. Mir ist natürlich bewusst, dass ich so immer drei Sachen gleichzeitig mache, und keine davon mit der ihr gebührenden Aufmerksamkeit. Als mich neulich unser Besuch fragte, welches Buch ich gerade lese, und ich, obwohl ich es kurz zuvor beiseite gelegt hatte, den Titel nicht nennen konnte, reichte es mir. Ich will dem ADS begegnen, will nicht verblöden!

ADS bei Erwachsenen, man kann ihm begegnen!

Ich hatte mich vor einigen Jahren informiert und fest gestellt, dass man auch dem ADHS etwas entgegen setzen kann. Wie jedes menschliche Verhalten ist hier ja auch vieles erlernt, kann also auch wieder verlernt oder zumindest modifiziert werden. Ich bin ja nicht doof, also unintelligent, merke aber auch, dass im Job viele deutlich jüngere Kollegen an mir vorbei ziehen wollen, weil ich manchmal nicht richtig bei der Sache bin, darum einiges länger dauert. Das will ich als Dauerzustand ganz sicher nicht, denn ich habe eine fundierte und hoch spezialisierte Ausbildung, aus der sich sicher noch einiges heraus holen lässt. Als weiteren Schritt habe ich mir jetzt fernsehfreie Phasen verordnet, zum Beispiel Sonntagmorgen.

Weniger ist mehr, Aufmerksamkeit lässt sich trainieren

Der Begriff ADS bei Erwachsenen hat sich bei mir allmählich mit einem eigenen Erleben gefüllt. Aber ich bin wild entschlossen, etwas zu ändern, habe dem ADHS den Kampf angesagt. Ich habe mich im Internet informiert, und als eine gute Maßnahme wird da empfohlen, fast wie man das als Schulkind gemacht hat, Zusammenfassungen von Fernsehsendungen zu schreiben oder sich selber oder einer anderen geduldigen Person (ohne ADS also) zu erzählen, was in einem Zeitungsartikel stand. Sich auf eine Sache zu konzentrieren, bringt im Gehirn bestimmte Prozesse in Gang, alles wird wohl klarer, schärfer, das Bewusstsein wird geschult. Klingt doch gut, ist aber wohl auch meine einzige Rettung. Wenn ich nun ein Buch zur Hand nehme, greife ich nicht mehr automatisch zur Fernbedienung des TV, sondern versuche, mich für eine Zeit komplett auf den Text zu konzentrieren. Die ersten halben Stunden, die ich so im Kampf gegen ADS bei Erwachsenen verbrachte, waren die Hölle! Ich fühlte mich wie im Straflager, als hätte ich eine Aufgabe zu erfüllen, um zu überleben. Dann habe ich mir aber klar gemacht, dass ich das alles nur für mich tue, für mich und meine Zukunft!

Lesen macht endlich wieder Spaß

Das ist schon komisch, dass ich da heute so viele Schwierigkeiten habe, denn als Kind hatte ich einen Riesenspaß am Lesen, habe sogar unter der Decke noch den Krimi zu Ende gelesen. Wo ist das hin? Klar, wir sind im Berufsleben jetzt „Multi Tasker“, schlimm genug, diese Hektik, aber das heißt ja nicht, dass man zuhause auch wie ein gehetztes Kaninchen agieren muss. Ich glaube, langsam kommt die Freude am Lesen wieder, nur leichte Kost momentan, aber das lässt sich steigern!

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