Adult ADD, Adult ADHD, oder AADD. In Deutschland auch AD(H)S-E
Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom bei Erwachsenen (Adult ADD, Adult ADHD, oder AADD. In Deutschland auch AD(H)S-E) beschreibt die neurologisch bedingte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenstadium.
Auch wenn die genaue Ursache von AD(H)S unbekannt ist, haben Studien ergeben, dass laut epidemologischen Daten 3 bis 5% der U.S.-Bevölkerung unter Unaufmerksamkeit, der Unfähigkeit, Dinge zu Ende zu bringen, Herauszögern von Aktivitäten und/oder Organisationsproblemen leiden. Bei 6 von 10 Kindern bestehen diese Probleme im Erwachsenenalter weiterhin.
AD(H)S folgt bei Kindern und Erwachsenen den gleichen Diagnosekriterien. Wenn die Störung nicht während der Kindheit eigenständig erkannt wurde, ist für Erwachsene allerdings ein Kriterium, dass die Störung schon das ganze Leben bestand.
Im Jahr 2004 schätzten Forscher den jährlichen Gewinnverlust auf Grund von AD(H)S im Erwachsenenalter in den Vereinigten Staaten auf 77 Milliarden Dollar.
Studien zeigen, dass AD(H)S im Erwachsenenalter erfolgreich mit einer Kombination aus Medikation und Verhaltenstherapie behandelt werden kann.
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Definition
Medizinisch sind ADS und ADHS die selbe Störung. Die eigenständige Definition von ADHS war eine Reaktion zur besseren Differenzierung der Symptome im DSM-IV, die alte Definition vom DSM-IIIR lautete ‚ADS (Aufmeksamkeitsdefizitsstörung) mit oder ohne Hyperaktivität‘. Ungefähr ein Drittel der ADHS-Betroffenen haben AD(H)S vom überwiegend unaufmerksamen Typ (ADHS-U), was bedeutet, dass sie nicht das hyperaktive oder überaktive Verhalten zeigen. ADHS-U, ADS und AADD decken sich in dem Sinne, dass sie alle Betroffene beschreiben, denen die hyperaktive Komponente fehlt oder in den Hintergrund tritt. Einige Fachleute glauben, dass AD(H)S im Erwachsenenalter extra abzugrenzen ist, auch wenn es aus AD(H)S im Kinder- und Jugendalter entstanden ist.
Geschichte
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen Forscher zu begreifen, dass der Zustand, den wir jetzt unter AD(HS) kennen, nicht im Erwachsenenalter verschwindet, wie angenommen wurde. In der selben Zeit wurden manche Symptome auch bei Eltern von sich in Behandlung befindlichen Kindern festgestellt. Das Störungsbild wurde 1978 daher auf Erwachsene ausgeweitet. Aktuelle Studien zeigen, dass bis zu 60% der Kinder mit AD(H)S ihre Symptome auch im Erwachsenenalter noch beibehalten.
Vorkommen
Im Zusammenhang mit der World Mental Health Survey Initiative der World Health Organization haben Forscher über 11.000 Menschen zwischen 18 und 44 Jahren in Europa, Amerika und dem Mittleren Osten untersucht. Auf dieser Basis schätzen sie die Zahl der Betroffenen im Erwachsenenalter auf 3,5% mit einer Spanne von 1,2% und 7,3%, mit einer niedrigeren Rate in Niedriglohnländern (1,9%) im Verhältnis zu Staaten mit hohem Einkommen (4,2%). Ihre Forschungen ergaben, dass AD(H)S im Erwachsenenalter oft mit anderen Störungen einhergeht (Komorbitäten) und ist eine erhebliche Behinderung bei der Aufgabenbewältigung darstellt. In wenigen Fällen werden sie auf AD(H)S behandelt, meistens für die Komorbitäten.
Symptome
Bei einer Aufmerksamkeitsdefizits-/Hyperaktivitätsstörung vom kombinierten Typ (ADHS-C) zeigt sich durch Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität während der Kindheit, auch wenn die Störung nicht im Kindesalter diagnostiziert wurde. Hyperaktive Symptome neigen dazu, bei Erwachsenen weniger stark bemerkbar zu sein, wie bei Kindern. Manche Erwachsene sind vom überwiegend unaufmerksamen Type (ADHS-U) betroffen, der überwiegend hyperaktiv-impulsive Typ (ADHS-HI) tritt selten auf.
AD(H)S im Erwachsenenalter kann leichte bis extreme Schwierigkeiten zu Hause, in der Schule und/oder am Arbeitsplatz bieten. Bei Erwachsenen manifestiert sich die Störung als eine Unfähigkeit, das eigene Leben zu strukturieren und simple, tägliche Aufgaben zu planen. Es kann auch zu einem Verlust sozialer Beziehungen und häufigem Jobwechsel führen oder sich als Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu arbeiten, äußern. Die Probleme entstehen nicht aus dem direkten Verhalten des Betroffenen, sondern mehr aus den simplen Dingen, die ein Betroffener im Alltag vergisst, besonders wenn ein Mensch in dem Alter oder mit der Erfahrung darauf achten sollte, dass dies nicht passiert.
Generell manifestieren sich die Symptome bei Erwachsenen anders als bei Kindern. Erwachsene vom hyperaktiv-impulsiven Typ fühlen sich extrem angetrieben und ruhelos. Um sich selbst zu beruhigen, bleiben sie ständig auf dem Sprung und fangen Tätigkeiten an, aber scheitern gewöhnlich daran, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Sie wirken auf ihre Umgebung, als würden sie nicht nachdenken, bevor sie handeln oder sprechen. Generell ist das größte Problem, Selbstbeherrschung zu entwickeln. Der Mechanismus der Selbstregulation ist in der Entwicklung verzögert oder gestört. Das ist es, was medikamentös bei einem Betroffenen behandelt wird. Das Fehlen von Selbstverständnis, und möglicherweise von Kontrolle im Allgemeinen, behindert neben dem Ausführen von Tätigkeiten auch zu erkennen, wann oder wie Aufgaben ausgeführt werden, und auch, wie andere Menschen sie wahrnehmen.
Symptome von AD(H)S können zwischen einzelnen Betroffenen und im Laufe des Lebens stark variieren. Die häufigste Eigenschaft sind Probleme mit den Exekutive Funktion im Gehirn, welche die Fähigkeit von Planung und Organisation überwachen. Andere Symptome sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Ruhelosigkeit und häufige Begleitung von anderen Verhaltensproblemen und Lernbehinderungen. All diese Defizite führen oft zu emotionalen Problemen.
Laut dem Hallowell Center sind folgende Kriterien ausschlaggebend für AD(H)S und es wird empfohlen, dass Betroffene, auf die mindestens 12 Aussagen seit der Kindheit zutreffen, eine professionelle Diagnose stellen lassen sollten, wenn die Symptome nicht mit einer medizinischen oder psychischen Störung erklärbar sind.:
- Das Gefühl, keine Leistung zu vollbringen, sein Ziel nicht zu erreichen (Unabhängig davon, wie viel jemand bereits erreicht hat)
- Probleme, sich zu organisieren.
- Chronische Verschleppung von Tätigkeiten oder Probleme, anzufangen.
- Viele Projekte laufen gleichzeitig; Schwierigkeiten, dem zu folgen.
- Eine Tendenz zu sagen, was einem in den Sinn kommt, ohne notwendigerweise den passenden Zeitpunkt gewählt oder angemessen formuliert zu haben.
- Eine ständige Suche nach hoher Stimulation
- Unfähigkeit, Langeweile zu entwickeln
- Einfache Ablenkbarkeit: Probleme, aufmerksam zu sein, Tendenz zum Abschalten oder wegdriften in der Mitte eines Briefes oder eines Gesprächs, oft zusammen mit Unpünktlichkeit
- Oft kreativ, intuitiv, hoch intelligent
- Probleme, bekannte Wege zu gehen und Anweisungen zu folgen.
- Ungeduldig; Niedrige Frustrationstolerenz
- Impulsiv, entweder verbal oder beim Ausführen von Tätigkeiten wie impulsives Ausgeben von Geld.
- Ändert ständig seine Pläne, entwickelt neue Schemata, Karrierepläne, …; Temperamentvoll.
- Eine Tendenz, Endlos über unwichtige Dinge nachzudenken. Eine Tendenz, nach Problemen zu suchen, um über sie nachzudenken, abwechselnd mit Aufmerksamkeit für aktuelle Gefahren oder dem Vernachlässigen ebendieser.
- Ein Gefühl von Unsicherheit
- Labile oder spontan wechselnde Stimmung, besonders bei keiner Beschäftigung durch Personen oder Projekte
- Körperliche oder geistige Ruhelosigkeit.
- Eine Tendenz zu Suchtverhalten.
- Chronische Probleme mit dem Selbstbewusstsein.
- Mangelnde Selbstbeobachtung.
- AD(H)S, Bipolare Störung, Drogenmissbrauch und/oder andere Störungen der Kontrolle oder Stimmung in der Familie.
Diagnostik
Hauptartikel: ADHS#Diagnostik
Die Diagnosekriterien für AD(H)S sind bei Erwachsenen wie bei Kindern gleich. Es ist wichtig festzustellen, ob auch schon Symptome in der Kindheit vorlagen, auch wenn sie nicht bewusst wahrgenommen wurden.[1] Die Diagnostik schließt auch andere medizinischen oder psychiatrischen Störung der Symptome aus. Ein Diagnosekriterium ist, dass mehrere Symptome in verschiedenen Situationen (Schule, Arbeit, zu Hause, etc.) über einen Zeitraum von 6 Monaten beobachtet werden.
Eine Diagnosestellung von erwachsenen Patienten funktioniert auf Grund von besserer Beurteilung der eigenen Geschichte, größerem Wissen und Einsicht besser. Der therapeutische Prozess kann auch von Verhaltenstherapie profitieren, weil Strategien besser zusammen entwickelt werden können, als bei Kindern. Laut BUPA kann aggressives oder unfolgsames Verhalten schlimmer werden, wenn AD(H)S unbehandelt bleibt. Deswegen ist eine frühe Erkennung und der Umgang mit der Störung wichtig.
Behandlung
Hauptthema: ADHS#Behandlung
Generell gilt, dass die Behandlungsmöglichkeiten für Kindern bei erwachsenen Betroffenen gleich oder sogar besser bei gleicher Diagnose wirken. Studien zeigen, dass AD(H)S im Erwachsenenalter mit einer medikamentösen Therapie in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie erfolgreich behandelt werden kann.