Es geht weiter: Nach zwei Monaten Methylphenidat (Ritalin)
Die Überschrift stimmt nicht ganz. Ich nehme ein Ersatzpräparat von Hexal. In diesem Präparat ist aber der gleiche Wirkstoff enthalten. Nun nehme ich also das Methylphenidat von Hexal schon seit ca. 2 Monaten. Es gibt Positives und Negatives zu berichten.
Vorweg: Richtig gut finde ich es, dass ich mich weiterhin sehr gut auf meine Projekte konzentrieren kann. Früher, ja ich sage schon früher, denn ich will das Medikament nicht mehr missen, habe ich versucht mich mit Kaffee, Kiwis und sonst was auf einem „korrekten“ Konzentrationslevel zu halten. Dazu hier ersteinmal eine kurze Exkursion in das „Früher“ bevor ich zu meinen „Verbesserungen“ komme:
Während der Arbeitszeiten (Ich arbeite in meinem eigenen Büro von zu Hause aus) habe ich die typischen Fünf-Minuten-Pausen eingelegt, die oft zu mehreren Stunden geworden sind. Immer wieder habe ich mir dann gesagt, dass ich später weiter machen werde. Oft verfolgte mich meine Zielsetzungen bis in den späten Abend oder in die Nacht hinein.
Die Pausen gingen oft damit einher, das ich meine Kartze einmal knuddeln musste, wichtige Nachrichten im Fernseher nicht verpassen durfte, unbedingt noch diesen oder jenen Anruf zu erledigen hatte oder mir eingeredet habe, dass ich zu wenig geschlafen hätte und daher erst Morgen den richtigen Weg finden würde an einem Projekt weiter zu arbeiten.
Letzteres war eigentlich nicht ganz von der Hand zu weisen, hat ein Ads Betroffener doch häufig das Gefühl völlig „ausgelutscht“ zu sein. Ohne den nötigen Dopaminspiegel (ADS Betroffenen fehlt Dopamin, aber was ist Dopamin?) scheint gar nichts mehr zu gehen.
Nun, die Probleme, aufgrund des Dopaminmangels scheinen vorbei. Seit ich Methylphenidat nehme läuft mein Arbeitsallltag wie geschmiert. Manchmal sogar etwas zu geschmiert. Häufig habe ich den Eindruck, das ich nun auch die alltäglichen Aufgaben hyperfokusiere. Aber es funktioniert! Jedoch muss mich ich mich manchmal bremsen, da der Arbeitsalltag ansonsten schnell 12 Stunden und mehr bekommt.
Ich nehme auch immernoch stetig ab. Es sind bereits 6 Kg. (siehe: Ads bei Erwachsenen: Die These ADS und Übergewicht). Das mit der Gewichtsreduktion ist also bei mir eher positiv und ich empfinde es ebenfalls als normal.
Aber, was nicht funktioniert, ist Motivation für etwas zu bekommen zu dem man sowieso niemals Motivation erlangen könnte oder zu dem man soager gezwungen wird. Ich lerne eigendlich erst jetzt, das ich mir nicht alles gefallen lassen muss, nicht ganz so „Rational“ (wie früher) auf die Dinge reagieren muss und auch „nein“ sagen kann.
Letzteres erscheint mir enorm wichtig. Dies bekomme ich am besten hin durch die Begleitung eines professionellen „Coach“. Wie sollte ich wissen, jetzt durch die „andere Wahrnehmung“, wie es ansonsten „richtiger“ wäre auf die Gegebenheiten des Alltags zu reagieren? Nur damit macht die Einnahme des Methylphenidat für mich wirklich Sinn